Sicherheitstipps, Übungen, Bremsen, Kurvenfahren

Übungen

Ab ungefähr 25 km/h entwickeln sich durch das drehende Rad des Motorrades so genannte Kreiselkräfte, welche das Rad stabilisieren. Bei langsamerer Fahrt fehlen diese Kräfte. Dabei kann das Motorrad nur durch die Geschicklichkeit des Fahrers im Gleichgewicht behalten werden. Wichtig ist dabei die Koordination von Bremse, Kupplung und Gas. Das Langsamfahren (unter den genannten 25 km/h) ist das A und O beim Motorradfahren. Hier zeigt sich, wer sein Motorrad beherrscht und wer nicht.

1. Gasse-Fahren
Hierbei fährst du in einer imaginären oder besser noch gekennzeichneten Gasse so langsam als möglich. Schritttempo ist ideal. Wenn ihr zu zweit seid, ist es empfehlenswert wenn der Partner bzw., die Partnerin im Schritttempo neben her geht und dich beobachtet um dir danach zu sagen, was du falsch gemacht hast. Wichtig ist, dass der Blick immer weit voraus geht. Dieser Tipp ist praktisch immer von Bedeutung beim Motorradfahren…

2. Slalom-Fahren
Stelle Kegel, Helme, oder ähnliches im Abstand von etwa 3 bis 4 Metern auf und fahre so langsam als möglich Slalom. Ohne mit dem Fuss den Boden zu berühren! Auch hier gilt: Weitblick! Je näher die Kegel beisammen stehen, desto schwieriger wird natürlich auch die Übung. Zu bemerken gilt es noch, dass der Abstand zwischen den Kegeln dem Motorrad bzw. dessen Lenkeinschlag angemessen werden muss…

3. Wenden
Wer ist nicht schon mal falsch gefahren uns musste auf einem kleinen, engen Weg wenden. Noch lustiger ist’s wenn dies am Berg passiert. Wenden will auch gelernt sein. Deshalb empfiehlt sich diese Übung: Wende dein Motorrad auf möglichst engem Weg. Je näher man dem Lenkeinschlag kommt, desto schwieriger wird’s auch hier. Nicht vergessen auch die andere Kurve zu fahren, die meist schwieriger ist… Tipps: – Dorthin schauen, wohin man fahren will, der Blick geht wieder weit und nicht auf’s Vorderrad. – Beim langsamen Wenden auf einem engen Weg ist es hilfreich, wenn man das Körpergewicht vor dem Wenden auf die Kurvenaussenseite verlegt und so das Motorrad in die Kurve drückt. – Nicht mit der Vorderradbremse bremsen. Diese verstärkt die Kippwirkung umso mehr!

4. 8-Fahren
Wie beim Wenden geht es darum, auf möglichst engem Raum zu wenden, diesmal jedoch im Rahmen einer Acht. Somit wird natürlich auf beide Seiten gewendet. Am besten markiert man hier die Acht ebenfalls mit Kegeln oder ähnlichem. Auch hier gelten die Tipps der Übung 3… 5. Stop and Go Bei dieser letzten Übung in diesem Rahmen geht es darum, das Motorrad zum Stillstand zu kriegen und gleich wieder loszufahren, ohne mit dem Fuss den Boden zu berühren. Also: Anfahren, (alles im ersten Gang), bremsen bis zum Stillstand. Vor dem Kippen wieder anfahren. Bremsen, … Der Blick weit voraus…

Kurven fahren

Nachfolgend einige Übungen, die dir die Kräfte beim Kurven fahren verdeutlichen sollen.

1. Lenkimpuls
Wer eine Kurve nach rechts fahren will, macht zuerst einen Haken nach links ein (und umgekehrt). Dieser Lenkeinschlag gegen die Kurve ist den meisten Motorradfahrern gar nicht bewusst. Diese Übung will dem entgegenwirken: Sie Du fährst auf einem freien Platz konstant 40km/h geradeaus. Schau nach rechts und drück den Lenker leicht gegen rechts. Das Motorrad bewegt sich gegen rechts. Hingegen richtet es sich wieder auf und fährt geradeaus, wenn der Druck der Hand nachlässt. Dasselbe probierst du am besten auch mit der anderen Hand aus.

2. Ausweichen
Diese kurze Übung soll dazu dienen, bei der Geradeausfahrt durch den eben genannten Lenkimpuls  einem Hindernis auszuweichen. Dazu muss ein „Parcours“ aufgebaut werden: Bau ein ca. 2 m breites Hindernis auf (Kegel oder ähnliches). Wenn möglich sollte ca. 10 Meter davor eine Fahrgasse markiert werde (2m lang, 1m breit). Dasselbe 10m nach dem Hindernis. Wichtig ist, dass beide Fahrgassen auf einer Linie liegen. Jetzt fährst du mit ca. 50km/h auf das Hindernis zu, nach Durchfahrt der Spurgasse beginnt das Ausweichmanöver rechts oder links (abwechslungsweise) um das Hindernis herum. Und danach aber gleich wieder in die Spurgasse einbiegen. Der Blick geht dabei auch hier in die Fahr- also in die Ausweichrichtung. Tipps: – Kupplung ziehen

3. Techniken/Stile
In der Literatur findet man drei „Stile“: Legen, Drücken und Hängen.

Beim Legen har der Fahrer dieselbe Schräglage wie das Motorrad. Man sitzt somit gerade im Sattel, natürlich liegt man in die Kurve, aber relativ zum Motorrad gesehen, sitzt man immer noch ‚“aufrecht“. Dies ist die alltäglichste Technik um ein Motorrad um eine Kurve zu bringen.

Beim Drücken wird mit Hilfe des Knies das Motorrad in die Kurve gedrückt. Und zwar mit dem kurvenäusseren Knie. Hierbei bedarf es eines stärkeren und vor allem bewussteren Lenkimpulses. Die Schräglage ist im allgemeinen dabei auch grösser. Diese Technik verwendet man, meist auch unbewusst, beim Ausweichen oder z.B. auf Pass-Strassen, wenn enge Kurven dies erfordern.

Beim Hanging-Off wird das Körpergewicht – und damit der Schwerpunkt – zur Innenseite der Kurve hin verlagert. Dies führt dazu, dass höhere Geschwindigkeiten bei gleicher Schräglage gefahren werden können. Darum auch der Hinweis auf den Rennsport. Diese Technik sollte aber nicht ohne weiteres angewandt werden, da sie ziemlicher Übung bedarf um sie sicher beherrschen zu können. Zumal der Knieschluss zum Motorrad fehlt und das auf-dem-Sattel-rumrutschen eher zu einer unruhigen Fahrweise führen kann.


Bremsen

Es ist enorm wichtig, dass jeder, der wieder auf ein Motorrad steigt, als Neueinsteiger oder auch nach einer Pause (z.B. im Frühjahr) wieder das Gefühl für eine Vollbremsung kriegt. Ohne Übung kann es passieren dass das Hinterrad oder Vorderrad blockiert. Und dies kann, bei einem Schreck, nicht selten ins Auge gehen.

1. Hinterrad bremsen
Fahr mit ca. 30 bis 40 km/h und bremse mit dem Hinterrad bis es blockiert. Den Blick nach vorne in Fahrtrichtung halten! Während des Bremsvorgangs auskuppeln!
Ohne ABS: Das Hinterrad blockiert und eine Bremsspur entsteht. Es wird nur leicht aus der Spur kommen
Mit ABS:  Nicht erschrecken, wenn das „Rattern“ der Hinterradbremse einsetzt. Das Hinterrad blockiert nicht. Die Spur wird gehalten.

2. Vorderrad bremsen
Fahr mit ca. 30 bis 40 km/h und bremse mit dem Hinterrad bis es blockiert. Den Blick nach vorne in Fahrtrichtung halten! Während des Bremsvorgangs auskuppeln!
Ohne ABS:
Ziehe die Vorderradbremse voll, jedoch nicht vollständig. Wenn das Rad blockiert die Bremse wieder leicht lösen bis das Rad wieder dreht. Wer vollständig den Hebel zieht und nicht mehr loslässt lässt diesen erst los, wenn er mit dem Motorrad zusammen den Boden berührt…
Mit ABS: Die Vorderradbremse gleichmäßig stark anziehen, bis sie voll angezogen ist. Nicht lösen. Das ABS verhindert das Blockieren des Rades. Es bleibt weiterhin lenkbar.

3. Optimales bremsen mit Vorder-und Hinterrad
Beim optimalen Bremsvorgang werden immer beide Bremsen benutzt. Die Vorderradbremse trägt die Hauptbremslast. Dei Hinterradbremse trägt ca. 30% zur Verzögerung bei und stabilisiert die Maschine während des Bremsvorgangs. Kurz vor dem Stillstand beide Beine auf den Boden!
Ohne ABS: Such dir eine gerade, freie Strecke mit trockener und griffiger Fahrbahn. Fahr mit  50 km/h. Auskuppeln, dann bewusst folgende Schritte vollziehen: Mit beiden Bremsen gleichzeitig bremsen, Hinterrad darf blockieren, Dosiere die Vorderradbremse bis kurz vor dem Blockierpunkt. Suche diesen Punkt, Wenn du ihn das erste Mal erreichst, lass die Bremse gleich wieder ein wenig los.
Mit ABS: Such dir eine gerade, freie Strecke mit trockener und griffiger Fahrbahn. Fahr mit  50 km/h. Auskuppeln, dann bewusst folgende Schritte vollziehen: Mit beiden Bremsen gleichzeitig bremsen, Vorderradbremse gleichmäßig stark anziehen, bis sie voll angezogen ist. Hinterrad sofort voll bremsen. Das ABS muss vorne und hinten „rattern“.

4. Bremsen in der Kurve
Das Bremsen in der Kurve ist wesentlich schwieriger. Erstens richtet sich das Motorrad aus physikalischen Gründen beim Bremsen in der Kurve auf und fährt dann geradeaus. Zweitens kann nicht bis hart an die Blockadegrenze gebremst werden.
Folgende Übung soll das Bremsen in der Kurve verbessern: Suche dir eine freie Fläche und markiere einen Kreis von 20-25m Durchmesser. Fahr diesen Kreis mit mittlerer Geschwindigkeit und bremse zuerst nur leicht mit der Vorderradbremse, bis du merkst, wann sich das Motorrad aufrichten will. Danach kannst du die Hinterradbremse dosiert einsetzen und versuchen dem Aufstellen entgegenzuwirken. Den Blick: Immer in die Kurve hinein, wohin du eigentlich fahren willst!

Andererseits ist zu betonen, dass es je nach Situation empfehlenswert ist, das Motorrad aufzurichten und gerade aus zu bremsen. Dies führt wesentlich schneller zum Stillstand.

Tipp:
1. Such dir immer einen Ausweg.  Denn der Weg ins Feld ist meist weniger schmerzvoll als der Zusammenprall mit einem Hindernis.
2. Reduziere die Geschwindigkeit so schnell und so stark wie möglich. Denn jeder km/h weniger bei einem Aufprall hilft.

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